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Kinderhaus Kunterbunt


Zielgruppe

Wir nehmen Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts auf, vorrangig
• mit belastenden, auch traumatisierenden Lebenserfahrungen, insbesondere bei massiver familiärer Problematik
• mit Problematik im Bereich Schulabsentismus(Schulmüdigkeit, Schulängste, Schulvermeidung, Schulverweigerung, Schulphobie)
• mit Auffälligkeiten im kognitiven, emotionalen, motivationalen oder sozialen Bereich, insbesondere bezüglich Lern-, Arbeits- und Leistungsverhalten im schulischen Kontext („Schulversagen“)
• mit eingeschränktem Lern- und Leistungsverhalten, insbesondere mit umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten wie Lese-/Rechtschreib- oder Rechenstörung (ICD-10 F81)

Im Einzelfall nehmen wir Kinder und Jugendliche auf
• mit Störungen des Sozialverhaltens und der Kommunikation; speziell: Formen autistischen Verhaltens, z.B. Asperger Syndrom (ICD-10 F84.5), selektiver Mutismus (ICD-10 F94.0)
• mit erheblichen Auffälligkeiten in Persönlichkeit und Verhalten, z.B. emotional instabile Persönlichkeitsstörungen wie Borderline Persönlichkeit (ICD-10 F60.3)

Aufnahme ins Nebenhaus
Unsere Betreuung in sonstiger betreuter Wohnform wendet sich an Jugendliche ab 16 Jahre bzw. junge Erwachsene, die zuvor im Kinderhaus Kunterbunt betreut worden sind, und weiterer Hilfe zur Verselbstständigung bedürfen.

Lerntherapeutische Leistungen
Unser Schwerpunkt liegt auf lerntherapeutischen Leistungen zur schulischen Integration und Förderung. Hierzu gehören:
• Bereitstellung einer erfahrungs- und erfolgsorientierten Lernatmosphäre
• regelmäßige Unterstützung und Kontrolle bei der Umsetzung schulischer Anforderungen (Training des normalen Schulalltags)
• Förderung durch spezifische Trainings (u.a. bei Lese-/Rechtschreib- oder Rechenstörung, Störungen der Aufmerksamkeit, Konzentration, Grob- und Feinmotorik)
• Leistungen zur Schulintegration (Schulbegleitung, interner lerntherapeutischer Unterricht)
• therapeutische Angebote wie Kunst- und Reittherapie

Der interne lerntherapeutisch gestaltete Unterricht wird als Zusatzleistung zur Sicherstellung des Schulunterrichts angeboten. Gemäß § 43 JuFöG des Landes Schleswig-Holstein kann somit dafür gesorgt werden, dass Kinder und Jugendliche, die weder einer öffentlichen Schule zugewiesen noch in eine genehmigte Ersatzschule aufgenommen werden, die erforderliche schulische Bildung sowie eine besondere pädagogische Förderung erhalten, die die Wiedereingliederung in die Schule möglich machen soll.

Die Leistung wird als Einzel- oder Kleinstgruppen-Betreuung angeboten. Es wird eine Lernatmosphäre bereitgestellt, in der die Kinder und Jugendlichen positive Erfahrungen mit persönlichem Zuwachs an Fertigkeiten und Wissen machen. Sie erleben, das Lernen als wichtigen Bestandteil ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen.

Trauma pädagogische Arbeit
Für unseren Schwerpunkt Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen nehmen alle Mitarbeiter/innen an themenspezifischer Fortbildung teil (externe mehr modulige Ausbildung mit dem Abschluss Trauma Pädagoge). Neue Mitarbeiter/innen werden entsprechend zur Fortbildung verpflichtet.
Intern arbeiten wir mit einer qualifizierten Trauma Therapeutin zusammen. Sie leitet das Team im Rahmen der Fallsupervision an. Bei Bedarf arbeitet sie therapeutisch mit den Kindern und Jugendlichen, spricht mit ihnen über potenziell traumatisierende Ereignisse und unterstützt sie bei der Aufarbeitung ihrer Traumatisierungen.
Traumapädagogik baut auf eine wertschätzende und verständnisvolle Haltung der Pädagogen auf. Dabei fokussiert sich die Traumapädagogik auf die Ressourcen und die Resilienz der Kinder und Jugendlichen. Die Traumapädagogik postuliert, dass für eine solche Haltung das Wissen um Folgen von Traumatisierung und biographische Belastungen unabdingbar sind.
• Die Annahme des guten Grundes: Um Traumata zu überleben entwickeln Kinder und Jugendliche bestimmte Verhaltensweisen. Diese Verhaltensweisen wirken sich des Öfteren belastend auf die Pädagogen und die anderen Gruppenteilnehmer aus. Durch die auftretende Belastung kann es passieren, dass die Würdigung und Wertschätzung eines Verhaltens als notwendige Überlebensstrategie verloren geht. Traumapädagogik versteht sich als Maßnahme, dieser Entwicklung/Haltung entgegenzuwirken.
• Wertschätzung: Trauma pädagogische Arbeit zielt auf die Schaffung eines sicheren Ortes ab, in dem die Kinder und Jugendlichen ein positives Selbstbild von sich entwickeln können. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen sollen durch die Wertschätzung der Trauma Pädagogen wachsen. Gleichzeitig sollen verzerrte Kognitionen und Einstellungen im Prozess der Trauma pädagogischen Arbeit korrigiert werden.
• Partizipation: Um geringen Selbstwirksamkeitserwartungen und dem Gefühl von Kontrollverlust entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen aktiv an ihren Lebensbedingungen arbeiten. Das Erleben von Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit dient als notwendige Motivation und muss von den Trauma Pädagogen und -pädagoginnen vermittelt werden.
• Transparenz: Es ist notwendig, dass die Kinder und Jugendlichen ein Gefühl von Berechenbarkeit und Transparenz vermittelt bekommen. Dies gilt vor allem in Bezug auf ihre eigenen Verhaltensweisen. Werden den Kindern keine Erklärungsansätze und Interpretationen ihres eignen Verhaltens geboten, laufen diese Gefahr, sich selbst abzuwerten.
• Spaß und Freude: Um Belastungen und Gefühlen wie Angst und Scham entgegenzuwirken, ist es unabdingbar, Spaß und Freude im Alltag zu schaffen. Vorhandene Ressourcen müssen gestärkt werden, neue entdeckt werden
• Förderung des Selbstverstehens: Es werden Erklärungsansätze für Verhaltensweisen und welche Prozesse bei Stress und Trauma in Kopf passieren geliefert.
• Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung: Hierbei wird auf unterschiedliche Sinnesreize eingegangen. Zum Beispiel lernen die jungen Menschen, angenehme von unangenehmen Reizen zu unterscheiden.
• Förderung der Emotionsregulation: Emotionsregulation wird verbessert durch Psychoedukation und direktes Erlernen.
• Förderung der physischen und psychischen Widerstandsfähigkeit: In diesem Kontext werden Resilienz, Fähigkeiten, Stärken und Interessen gefördert.
• Förderung der Selbstregulation: Es werden Notfallstrategien, Reorientierungsmethoden, Entspannungsmethoden vermittelt sowie Wissen und Verständnis von Flashbacks und Dissoziation.
• Chancen zur sozialen Teilhabe: Es werden Angebote der aktiven Lebensgestaltung, des Rückzugs und Abgrenzung sowie Möglichkeiten der Partizipation geboten (z. B. Mitsprache).
• Gruppenpädagogik: Im Gruppenalltag werden Trauma bezogene Aspekte der Gruppendynamik verständlich gemacht und ein zielgerichteter Umgang erlernt.

Systemische Theorie und Praxis
Wir verbinden Theorie und Praxis der Traumapädagogik mit den aktuellen Erkenntnissen der Psychotaumatologie und erweitern sie um die systemische Perspektive.
• Schwere traumatische Erfahrungen wirken über mehrere Generationen (Mehrgenerationenperspektive) hinweg auf die Psyche der einzelnen Mitglieder. Sie führen über Dissoziation als strukturierendes Element häufig zu Bindungs- und Beziehungsstörungen, sowie zu Erstarrung von Kommunikation (das System als erstarrtes Mobile).
• Die Kinder und Jugendlichen leben in zwei konstruierten Wirklichkeiten, der der Vergangenheit und der der Gegenwart, bedingt durch die Fragmentierung der traumatischen Erfahrung.

Weitere Angebote
Als weitere Zusatzleistungen bieten wir Reit- und Kunsttherapie an.
Reittherapie wird in Zusammenarbeit von Einrichtung mit einer externen Fachkraft in Heide erbracht. Ein Erzieher (zz. selbst in Ausbildung als Fachkraft für therapeutisches Reiten) begleitet die Jugendlichen zum therapeutischen Reiten, wird dort in die Arbeit einbezogen und bearbeitet die Sitzungen in der Einrichtung vor und nach.

Kunsttherapie wird von einer qualifizierten Kunsttherapeutin in der Einrichtung erbracht (in separatem Fachraum). Die Leistung wird als Einzel- oder Kleinstgruppenbetreuung angeboten. Im Vordergrund der Tätigkeiten stehen der Umgang mit künstlerischen Mitteln und Materialien, insbesondere die malerische, zeichnerische und plastisch-skulpturale Gestaltung.